Fränkisches Freilandmuseum Fladungen

mit dem Rhön-Zügle

Unsere Sammlung

Regionale Geschichte in Dingen

Das Fränkische Freilandmuseum Fladungen besitzt mit über 40.000 Objekten eine sehr umfangreiche historische Sachgutsammlung der Region. Sie spiegelt im Wesentlichen die Zeit der letzten 200 Jahre wider. In den Depots finden sich Möbel, Hausrat, Haushaltsgegenstände, landwirtschaftliche Geräte, Maschinen, Werkzeuge und vieles mehr. Die Sammlung ist der zentrale Ausgangspunkt unserer Museumsarbeit: Sie ist Wissensspeicher für kommende Generationen und dient der Forschung sowie der musealen Vermittlung. Grundlage bilden die von ICOM und dem Deutschen Museumsbund definierten Standards.


Objekt des Monats - Museumsschätze entdecken

Monat für Monat stellen wir hier ein außergewöhnliches Objekt aus unserer Sammlung vor.

Im Depot des Freilandmuseums befinden sich viele Objekte, die nicht oder nur selten in Dauer- oder Sonderausstellungen gezeigt werden können. Online können Sie nun eine Auswahl an verborgenen Museumsschätzen und ihre Geschichten entdecken.


Objekt des Monats April 2024: Lesekasten aus Bad Kissingen

  • Inventarnummer: 33001
  • Schülerlesekasten, 1960er/ 70er Jahre
  • Herkunft: Privatbesitz, Bad Kissingen
  • Material: Holz, Metall, Papier, Karton, Textil; geklebt, gesteckt, genagelt, bedruckt
  • Maße:  26 cm (Länge) x 3 cm (Höhe) x 11,5 cm (Breite) (geschlossen)

Lesen macht Freude, doch es muss gelernt werden. Ein zeittypisches Lernmittel der 1960er Jahre war der sogenannte „Lesekasten“. Anlässlich des Welttags des Buches am 23. April ist der Schülerlesekasten „Lesefreude“ unser Objekt des Monats. Wenn ihr auch gerne in Büchern schmökert, dann schaut doch am Sonntag, den 28. April zur Lesung von Eva Völler bei uns im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen vorbei.

Lesen und Schreiben sind grundlegende Kulturtechniken, die im Laufe der Jahrhunderte auf unterschiedliche Art und Weise gelernt wurden. Lesekästen halfen den Schülerinnen und Schülern, durch das Stecken einzelner Buchstaben zu Wörtern, ein Verständnis für Schrift und Sprache zu entwickeln. Das System erfanden Reformpädagogen im 18. Jahrhundert in Frankreich und es verbreitete sich rasch auch in Deutschland.

Bei unserem Lesekasten handelt es sich um ein flaches Holzkästchen, welches durch zwei Metallklammern vorne verschließbar ist. Auf dem Deckel ist ein großflächiger Sticker in hellgrün aufgebracht. Darauf kann man in heller Schrift „Hahn Oldenbourg“ lesen sowie blau akzentuiert: „Schülerlesekasten“, darunter groß: „Lesefreude“. Ein Logo mit Hahnenmotiv verweist auf den namensgleichen Produzenten. Die drei stilisierten Turmspitzen mit einem „R“ auf den Oldenbourg Verlag, der ihn vertrieb.

Öffnet man den Kasten, so findet man im Deckel eine Beschreibung der Handhabung und der Lernziele. Kinder sollen durch den Lesekasten auf spielerische Weise lernen. Sie werden durch das eigene, aktive Stecken der Buchstaben animiert, die Welt der Wörter selbstständig weiter zu entdecken. Ein pädagogischer Ansatz, den Montessori-Schulen noch heute verfolgen. Ein schwarzer Strich auf jedem Buchstabenblättchen markiert die Unterseite. Buchstabe für Buchstabe können Wörter auf der dafür vorgesehenen Setztafel aus Karton entstehen. Sie kann ausgeklappt auf den Tisch gestellt werden.

Der Kastenboden gliedert sich in vier Reihen, die jeweils in kleine Einzelfächer unterteilt sind. Darin befinden sich die beschrifteten Buchstabenblättchen, Sonderzeichen und teils auch ganze Wörter mit Abbildungen. Beschriftungen helfen bei der Übersicht und Ordnung. Der Kasten ist so konstruiert, dass die einzelnen Kärtchen beim Transport nicht aus ihren Fächern rutschen und so für Chaos sorgen können.

Unser Lesekasten stammt aus der Lehrmittelwerkstatt Matthäus Hahn in Pfettrach bei Landshut. Das Objekt trägt die Patentnummer 841 815 und besteht aus insgesamt etwa 400 Einzelbuchstaben und Wörtern. Die Werkstatt Hahn produzierte in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, existiert aber heute nicht mehr.

Wer einst mit diesem Kasten das Lesen und Schreiben lernte, ist nicht mehr namentlich bekannt. Es wurden jedoch Spuren hinterlassen: Ein großer blauer Tintenfleck zieht sich über den Deckel. Er ist ebenfalls großflächig auf der Setztafel zu sehen. Dieses kleine Missgeschick bezeugt die Verwendung des Kästchens und weist darauf hin, dass gleichzeitig Schreiben mit Füller und Tinte geübt wurde.

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